Dieser Blog war mal so etwas wie ein Tagebuch oder so. Wie Blogs eben früher waren. Einfach, persönlich, authentisch. In den letzten Jahren wurden zurecht Stimmen laut, die auch mich reflektieren lassen haben, wie ich das hier nutzen möchte. Auch mit größer werdenden Kindern und steigender Reichweite habe ich entschieden weniger privates von den Kindern zu teilen. Und mein Mann möchte hier sowieso nicht Teil der Show sein. Und auch in meinem Leben gibt es Bereiche, die hier einfach keine Raum haben sollen. Es soll persönlich, aber nicht zu privat sein habe ich entschieden. Und das finde ich auch nach wie vor gut.
Gleichzeitig bin ich ein risikobereiter Mensch, liebe die Abwechslung, brauche die Freiheit und habe eigentlich nichts zu verbergen. Ich glaube sogar, dass das „professionelle“ Verbergen unsere Gesellschaft und Social Media krank macht. Der Schatz an Blogs und Social Media ist ja, dass wir uns zeigen. Und einander sehen. Das Risiko ist, verletzt zu werden. Das ist wie überall im Leben nur eben in groß. Deshalb ist das vielleicht auch nicht für alle was. Aber ich denk irgendwie, wenn ich es mache, dass kann ich es nur so.
Und deshalb schreibe ich einfach mal ein Update. Einfach mal so raus aus dem Kopf, was bei uns so los ist – ohne professionelles Verbergen.
Plötzlich alle groß
Ich merke, wir stehen gerade an einem mega schönen Punkt mit den Kindern. Wir haben vor ein paar Wochen unseren Kinderwagen verkauft. Den habe ich jetzt fast zehn Jahre lang geschoben – ausgenommen die Zeit in Äthiopien, da schiebt man keine Kinderwägen. Das war irgendwie krass und irgendwie schön. Die Kleinste verlässt gerade die Kleinkindphase. Immer wenn ich jetzt Windeln kaufe, frage ich mich wann ich sie das letzte Mal kaufen werde. Es könnte praktisch jederzeit so weit sein. Alle Kinder können reden, sich fremdgetreuen lassen, die Schuhe anziehen und schonmal ohne mich in den Garten gehen. Und auch wenn ich meine Kleine morgens im Bett mit ihren nackten Füsschen zwischen meinen Beinen nochmal ganz tief einatme und merke, wie das Baby mir längst entglitten ist und der Ring am Handgelenk fast nicht mehr sichtbar scheint, bin ich total dankbar für diese Phase, die jetzt auf uns wartet. Denn unsere Großen sind gerade noch keine Teenager. Für einen Wimpernschlag haben wir jetzt vier Kinder, die alle gern Kindersachen machen. Wo niemand mehr Mittagsschlaf machen muss und sich noch niemand zu cool ist mit seiner Mama im Freibad zu sitzen. Ich freu mich mega auf diesen Sommer!
Das ewige Rumgehühner
Ich habe dieses Jahr gesagt, dass ich keine Küken schlüpfen lassen möchte. Die Hennen erden ja im Frühjahr gluckig und könnten dann in Naturbrut, also nicht im Brüter, wo 99% aller Hühner schlüpfen, bei uns im Garten ausgebrütet werden. Es ist super niedlich – und super viel Arbeit. Ich habe die einundzwanzig Tage in denen die Henne brütet, das Gefühl schwanger zu sein. Gucke ständig ob alles okay ist. Denn manche Hennen stehen nach er halben Zeit einfach auf und gehen oder sie stehen gar nicht auf und verhungern auf dem Nest. Ich dachte, dieses Jahr habe ich meinen Hahn geschlachtet, das reicht als Herausforderung auf diesem Gebiet. Deshalb habe ich drei Junghennen gekauft, weil zwei unserer Hennen keine Einer mehr legen. Sie sind zu alt. Aber viel zu lieb, um uns zu verlassen. Doch leider sind die drei neuen Hennen noch nicht so richtig mit den anderen Hühner vergesellschaftet, weshalb ich auch ständig nach dem rechten gucke und sie jeden Abend einzeln in den Stall trage damit sie nicht vom Marder gefressen werden. Es ist und bleibt ein rumgehühner mit den Hühnern.
Vorsichtig weiter Glauben
Ich habe ja ursprünglich Theologie studiert, habe mich dann total in die Gemeindearbeit und gleich mit Anfang zwanzig in ein Burnout gestürzt. Dann haben wir alles auf diese eine Karte gesetzt um Kirchen in Äthiopien zu unterstützen und sind ohne unser Ziel erreicht zu haben, wieder in Hamburg gestrandet. Hier hab ich erstmal eine Weile gebraucht, um mich zu berappeln. Ich hatte schon mit dem Abstand aus Äthiopien einiges hinterfragt was ich in Kirche so erlebt und beobachtet habe. Doch dann habe ich eine Kirche gefunden, die mir echt gut tut. Ich kann da meine Fragen stellen, nicht nur hinter geschlossenen Türen, sogar beim Predigen. Ich darf dort sein und trotzdem wird dort mein Glauben gestärkt, ich erleben Gemeinschaft und Zusammenhalt. Im letzten Jahr habe ich mich da wieder mehr eingebracht, habe begonnen mehr zu predigen, Verantwortung zu übernehmen und werde das auch in Zukunft weiter tun. Ich habe manchmal das Gefühl ich gehe jeden Schritt vorsichtig. Ich habe Angst vor meinem eigenen Eifer und davor kranke Dynamiken nicht zu bemerken, falls sie mir wieder begegnen. Gleichzeitig habe ich auch eine so tiefe Freude und Hoffnung, wenn ich an diese Kirche denke! Es ist ein bisschen Himmel auf Erden, da ist etwas besonderes, etwas nicht ganz begreifbares, was ich nicht missen möchte. Glauben ist Risiko, Vertrauen kann weh tun. Doch viel mehr schmerzen tun harte Herzen, bittere Verletztheit und abgeklärter vermeintlicher Realismus.
Meine vielen Berufe
Ein Teil von mir wäre gern Autorin. Ich sehe mich in einer einsamen Hütte, mit Blick in die Natur an einem alten Schreitisch sitzen und Bücher schreiben. Und vielleicht werde ich das irgendwann erleben. Vielleicht ist es aber auch eine romantische Vorstellung, die gar nicht zu mir passt. Vielleicht ist da noch ein Weg vor mir, mich mit meiner Veränderungsliebe anzufreunden. Vielleicht ersehne ich mir das nur, weil es genau das Gegenteil von dem ist, wie ich gerade bin. Wir werden sehen. Mal sehen, ob du und ich dann noch verbrunden sind?
Eigentlich ist es so wie es jetzt ist wundervoll! Ich schreibe regelmäßig und spreche auch immer wieder mal auf kleinen oder größeren Bühnen. Das ist irgendwie in mir angelegt und fühlt sich nach Berufung an. Vielleicht habe ich da aber auch immer noch eine viel zu fromme Vorstellung. Wir werden sehen.
Gleichzeitig liebe ich die Schnelligkeit, den Spaß, die Veränderung und Flexibilität, die Instagram mit sich bringt. Es funktioniert für mich, wenn ich es wie ein Spiel sehe. Man kann es nicht planen, nicht damit rechnen und immer wenn man denkt, man hat es durchschaut, verändert es sich schon wieder. Sobald ich beginne, es zu ernst zu nehmen, funktioniert es nicht mehr. Das ist mein Barometer, woher ich mein Vertrauen und meine Sicherheit ziehe.
Ich freue mich immer wieder und bin einfach so dankbar, dass ich diese ganzen Tätigkeiten mit der Arbeit als Ringana Markenbotschafterin monetarisieren konnte. Aber nicht nur das, ich habe durch diese Arbeit Einblicke in Unternehmensführung auf eine sehr nachhaltige Weise und das entspricht einem teil in mir, der sonst vermutlich im Familienalltag komplett eingeschlafen wäre. Ich liebe das strategische Denken und Teamleiten. Es macht mir auch Freude, messbare Erfolge zu erleben und zu begleiten und meine Leitungskompetenzen, die ich in der Kirche entwickeln durfte, da wachsen zu sehen. Und wer weiß, vielleicht wird dieser ganze Blumenstrauss an Welten und Erfahrungen irgendwann, wenn ich mit siebzig am Schreibtisch aufs Meer gucke, in Bücher fließen.
Wer weiß. Und vermutlich werde ich auf mein Leben bis dahin zurücksehen und bei einigen Erinnerungen lächelnd den Kopf schütteln. Über meinen Leichtsinn und meine Offenherzigkeit mit der in mein Leben gestaltet habe. Ich vielleicht werde ich dann den Stift in die Hand nehmen und weiter schreiben, all die Geschichten die die Menschen brauchen. All das Private und das Verletzliche und das Echte und Alltägliche. Wer weiß.
…
P.s: Ich bekomme immer mal wieder Nachrichten mit Hinweisen zu Rechtschreibkorrekturen. Ich sags euch wie es ist: Wenn ich meine Texte hier mehr als einmal Korrektur lese bevor ich sie veröffentliche, bleiben sie lange liegen und mir vergeht die Freude. Ich weiß darum und ich hab da keine Zeit für 😉 „Better done than perfect“ ist mein Motto dabei und du darfst gern jeden Fehler den du entdeckst als Erinnerung nehmen, dass auch du gut genug bist. :-*
Liebe Sarah,
Ich genieße immer wieder deine Ehrlichkeit und deinen lebendigen Schreibstil. Beides ist sehr ermutigend. Mach weiter so !
Liebe Grüße
Martina
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Liebe Sarah,
vielen Dank für deine E-Mails! Ich lese sie sehr gerne. Ganz liebe Grüße, Stefanie
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